Die Nachteile der Braunkohle als Energieträger zur Stromgewinnung

Braunkohle lässt sich leicht zur Stromgewinnung verwenden, die in Deutschland abbaubaren Vorräte reichen bei gleichbleibender Fördermenge für mehr als zweihundert Jahre, die weltweiten Lagerstätten können den Bedarf sogar für fast dreihundert Jahre decken. Der Abbau der Braunkohle erfolgt im Tagebau, so dass keine kostspieligen Stollen gegraben werden müssen. Zudem sind die Arbeitsbedingungen im Tagebau wesentlich angenehmer als bei der Förderung von Steinkohle im Untertagebau. Dennoch ist die Verwendung der Braunkohle zur Stromgewinnung mit zahlreichen Nachteilen verbunden.

Der auffälligste Nachteil der Braunkohleförderung im Tagebau ist die Zerstörung von Dörfern und Siedlungen. Die Ortschaften, auf deren Gebiet sich förderfähige Mengen an Braunkohle befinden, werden üblicherweise umgesiedelt, wodurch gewachsene dörfliche Strukturen oftmals zerstört werden. Die im Rahmen der Braunkohlegewinnung zerstörten Naturflächen lassen sich durch Aufforstung wieder rekultivieren, während der Neuaufbau zerstörter Dörfer an ihrem alten Platz grundsätzlich nicht erfolgt. Auch wenn die Kosten der Umsiedlung vollständig durch das die Braunkohle fördernde Unternehmen übernommen werden, stößt die Entscheidung für eine Erweiterung der Fördergebiete zunehmend auf den Protest der örtlichen Bevölkerung. Ohne den Abriss bestehender Siedlungen lässt sich die Braunkohlegewinnung jedoch nicht fortführen, da die einzelnen Lagerstätten nach einigen Jahren ausgebeutet sind.

Ein weiterer Nachteil der Braunkohle besteht in der Umweltbelastung. Während die Betreiber der Braunkohlekraftwerke durch moderne Filteranlagen den Ausstoß von Staubpartikeln und Flugasche weitgehend vermeiden, fällt das hinsichtlich der Klimaveränderung bedenkliche eigentlich ungiftige Gas Kohlendioxid unvermeidbar an. Durch eine verbesserte Ausnutzung der in der Braunkohle gespeicherten Energie lässt sich der Kohlendioxid-Ausstoß der Braunkohle-Kraftwerke durchaus verringern, dessen vollständige Vermeidung ist jedoch technisch nicht möglich. In der Praxis ist Braunkohle weiterhin der fossile Brennstoff mit der höchsten Kohlendioxid-Belastung. Obgleich die Braunkohle nur zu elf Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland beteiligt ist, verursacht sie mehr als die Hälfte des mit dieser verbundenen Ausstoßes an Kohlendioxid.

RWE unter neuer Leitung

Peter Terium ist seit dem ersten Juli 2012 Vorstandsvorsitzender der RWE. Seine Ansichten weichen deutlich von den Auffassungen seines Vorgängers Jürgen Großmann ab. Der neue RWE-Chef wurde 1963 im niederländischen Nederweert geboren und hat sich bei der Eingliederung von Essent in die RWE-Gruppe bewährt. Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen der Fusion hat er auch auf die schwierige Gefühlslage vieler Essent-Mitarbeiter geachtet, die sich aus der Übernahme eines niederländischen durch ein deutsches Unternehmen ergab. Bei der Entscheidung für den neuen Vorstandsvorsitzenden bevorzugten kommunale RWE-Anteilseigner jedoch Rolf Martin Schmitz, dieser bildet in der nominellen Funktion des Stellvertreters eine Doppelspitze mit Peter Terium.

Bereits die ersten Äußerungen Peter Teriums nach seiner Ernennung zum RWE-Vorstandsvorsitzenden ließen aufhorchen. Während Jürgen Großmann vehement den Atomstrom verteidigt hatte, bekennt sich Peter Terium zum Atomausstieg und zur von seinem Vorgänger kritisch gesehenen Solarenergie. Tatsächlich hatte die RWE auch unter der Führung Jürgen Großmanns ihre Anstrengungen im Bereich erneuerbarer Energien deutlich ausgeweitet, die Öffentlichkeit nahm aber eher die Aussagen zugunsten der Atomkraft und der Kohle wahr. Am meisten verärgerte Jürgen Großmann die deutsche Bevölkerung und ihre Politiker, als er sich 2011 unmittelbar nach dem Kernkraftwerksunglück in Japan für das Festhalten an der Atomkraft aussprach. Er behauptete zwar, im Interesse der Aktionäre gehandelt zu haben; diese äußerten sich aber entweder nicht oder widersprachen ihrem Vorsitzenden ausdrücklich. Peter Terium hat hingegen den weltweiten Ausstieg der RWE aus der Atomkraft angeordnet. Damit verzichtet der Konzern auch in den Ländern, welche noch keinen Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen haben, auf diese.

Jürgen Großmann hat erfolgreich eine aufkommende wirtschaftliche Schieflage des RWE-Konzernes vermieden. Er hat durch ungeschickte öffentliche Äußerungen jedoch das Ansehen des Unternehmens bei Verbrauchern und kommunalen Anteilseignern verschlechtert. Peter Terium steht vor der wirtschaftlich schwierigen Aufgabe, die Abkehr von der Atomenergie und den forcierten Aufbau erneuerbarer Energien ohne einen übermäßig großen Gewinneinbruch zu bewältigen. Mit Sicherheit erreicht er eine Verbesserung des Images seines Unternehmens, da seine Äußerungen der Politik der Bundesregierung und den Erwartungen der Bevölkerung an einen modernen Energieversorger entsprechen. Die RWE-Aktionäre akzeptieren eine vorübergehende Verringerung ihrer ohnehin recht hohen Dividende, wenn diese mit einem Image-Gewinn verbunden ist. Sie haben erkannt, dass für einen langfristigen Unternehmenserfolg und eine künftige Dividendenrendite das Image ihres Energieversorgers bedeutsam ist.

Die Energiewende und die großen Versorger

Die großen Energieversorger Deutschlands reagierten zunächst ablehnend auf die Energiewende, während kleinere Lieferanten und Stadtwerke die Bundesregierung überwiegend sofort nach der entsprechenden Ankündigung unterstützt hatten. Die Ursache für die Reaktion der großen Versorger war nicht, dass sie keinen Ökostrom anbieten, entsprechende Tarifoptionen lassen sich schon seit vielen Jahren bei jedem Versorger finden. Vielmehr wehrten sich die großen Energieversorger gegen die Energiewende, weil ihre Konzerne auch in der Energieerzeugung tätig sind und in diesem Bereich Atomkraftwerke betreiben. Die Stadtwerke konnten der Bundeskanzlerin bei der Energiewende sofort zustimmen, da sie ihren Strom entweder in kleinen Kraftwerken und oft aus erneuerbaren Energien selbst erzeugen oder bei einem der großen Stromerzeuger einkaufen. Die Stadtwerke können sich darauf verlassen, dass ihre Vorlieferanten weiterhin Strom erzeugen – wenn nicht in Atomkraftwerken, dann durch andere Energieträger. Gleichzeitig haben viele Stadtwerke ihre eigene Energieerzeugung aus regenerativen Trägern sofort nach der Ankündigung der Energiewende ausgeweitet. Die dezentrale Struktur der innerstädtischen Stromerzeugung ermöglichte diesen Schritt. Für Lieferanten, welche ausschließlich mit Strom handeln und keine eigene Erzeugung vornehmen, wirkt sich die Energiewende nur indirekt aus. Sie kaufen auf Grund des veränderten Angebotes mehr Strom aus erneuerbaren Energien ein und verändern entsprechend die Stromkennzeichnung ihrer Energielieferung, Sorgen wegen der weiteren Verwendung eigener Kraftwerke müssen sie sich nicht machen.

Stellvertretend für alle großen Versorger preschte der damalige RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann vor und drohte, wegen der Energiewende auf Schadenersatz zu klagen. Die starke Kritik, welche auch RWE-Aktionäre äußerten, wurde von den anderen großen Energieunternehmen wahrgenommen, so dass sie auf vergleichbare Meinungsäußerungen verzichteten. Die Kosten für die Energiewende wirken sich während der nächsten Jahre auf die Dividenden der großen Energieunternehmen aus. Im Gegensatz zu fast allen DAX-Unternehmen mussten E.ON und RWE ihre Dividendenzahlungen spürbar verringern. Weder bei E.ON noch bei RWE führte die Dividendensenkung zu Protesten; die Aktionäre haben vielmehr die verringerte Ausschüttung angenommen. Sie akzeptieren, dass auch sie ihren finanziellen Beitrag zur Energiewende leisten müssen. RWE plante glücklicherweise ohnehin einen Wechsel an der Konzernspitze, der neue Vorstandsvorsitzende Peter Terium äußerte sich positiv zu erneuerbaren Energien und erklärte den Rückzug des RWE-Konzernes aus allen ausländischen Beteiligungen an Atomkraftwerken; E.ON hat zumindest in Großbritannien auf den geplanten Neubau eines Atomkraftwerkes verzichtet.