Für Smart Meter gibt es noch keine passenden Stromtarife

Energieversorger stellen den Smart Meter als Zukunftsprojekt vor, mit dessen Hilfe nicht nur die einfache Auslesung der Verbrauchswerte möglich wird. Sie beziehen sich in ihrer Werbung vielmehr überwiegend auf den Aspekt der Einsparung von Energiekosten durch einen intelligenten Stromverbrauch. Die Intelligenz besteht darin, dass die Geräte sich einschalten, wenn die Energiekosten niedrig sind. Alternativ laden sich Haushaltsgeräte in Zeiten preiswert verfügbarer elektrischer Energie auf, sodass der Energieverbrauch zeitlich von der Geräteverwendung entkoppelt wird. Die Höhe des Strompreises soll sich der Werbung der Energieversorger gemäß danach richten, wie viel Strom aktuell benötigt wird. Wenn Haushalte ihren Strombezug flexibel in Niedriglastzeiten verschieben können, sparen sie Energiekosten ein.

Die Schilderungen der Energieversorger über Einsparungen dank der intelligenten Stromnutzung entsprechen bislang nicht der Realität. Smart Meter wurden zwar entwickelt und sind in einigen Häusern bereits eingebaut, bei Neubauten ist ihre Verwendung sogar grundsätzlich vorgeschrieben. Die Hersteller von Elektrogeräten bestätigen, dass sie bei Bedarf innerhalb kurzer Zeit Geräte liefern können, deren Stromaufnahme vom aktuellen Energiepreis abhängt. Dass der Nutzer eine Waschmaschine füllt und programmiert, während diese den Waschvorgang selbst startet, sobald der Strom zum Niedrigpreis verfügbar ist, lässt sich bereits realisieren. Die intelligente Stromabrechnung scheitert nur an den fehlenden Tarifen der Energieversorger. Fast jeder Stromlieferant bietet zwar einen Tarif mit flexiblen Preisen an. Maßgeblich für die Preisgestaltung ist jedoch nicht der aktuelle Strombedarf aller Nutzer, sondern schlicht die Uhrzeit. Diese Variante bewirkt keine gleichmäßige Netzbelastung, denn der Strom ist in den Abendstunden auch billig, wenn wegen der Übertragung des Finales der Fußballweltmeisterschaft eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage besteht. Als besonders innovativ lässt sich die von der Uhrzeit abhängige Strompreisberechnung ebenfalls nicht bezeichnen. Dieses Verfahren kommt vielmehr bereits seit Jahrzehnten bei Nachtstromheizungen zur Anwendung.

Ein Smart Meter verursacht gegenüber dem klassischen Stromzähler deutlich höhere Grundkosten. Diese sind gerechtfertigt, wenn sie den Stromverbrauch aktiv in tatsächlich verbrauchsarme Zeiten verlagern und den Stromkunden ein ausreichendes Sparpotential bieten. Darum ist es mehr als wünschenswert, dass die Stromlieferanten passende Tarife zur intelligenten Verbrauchsabrechnung entwickeln.