Wie sich das Fernsehprogramm auf den Stromverbrauch auswirkt

Ein funktionierendes Stromnetz ist auf das Gleichgewicht zwischen dem Stromangebot und der Energienutzung angewiesen. Wenn zu wenig Strom vorhanden ist, können Haushalte und Unternehmen ihre Geräte nicht wie üblich nutzen, sondern müssen zumindest mit Schwankungen bei der Stromversorgung ertragen. Falls deutlich zu viel Strom vorhanden ist, bricht das Leitungsnetz zusammen. Die Technik erlaubt eine Toleranzbreite, sodass die Netzbetreiber regelmäßig geringfügig mehr Strom als aktuell nachgefragt einspeisen.

Jeder Netzbetreiber muss den Stromverbrauch in etwa abschätzen, denn die schnelle Zu- oder Abschaltung von Regelenergie ist nur begrenzt möglich und zudem deutlich teurer als die rechtzeitige Lieferplanung. Industrielle Großverbraucher verpflichten sich, die Laufzeiten der verbrauchsintensiven Maschinen an den Stromnetzbetreiber zu melden. Für private Haushalte ist die Voranmeldung eines erhöhten Energieverbrauchs nicht sinnvoll, da jeder einzelne Verbraucher nur geringfügig zur zeitweiligen Verbrauchssteigerung beiträgt. Wenn allerdings viele Privathaushalte gleichzeitig mehr Strom benötigen, ist die Reaktion des Netzbetreibers erforderlich.

Der erhöhte Stromverbrauch von Privathaushalten wird durch verschiedene Faktoren ausgelöst. Dass sie an warmen Tagen Klimageräte einschalten und während der Weihnachtszeit Lichterketten nutzen, lässt sich leicht einplanen. Kurzfristige Verbrauchsspitzen privater Haushalte verursacht vor allem das Fernsehprogramm. Ein einzelnen Gerät benötigt wenig Strom, viele eingeschaltete Fernseher erhöhen den Stromverbrauch innerhalb eines Netzgebietes hingegen signifikant. Der Disponent beim Netzbetreiber muss das Fernsehprogramm und das wahrscheinliche Verhalten der Zuschauer kennen und dieses bei der Planung der verfügbaren Strommenge berücksichtigen. Die Einplanung des Mehrverbrauchs fällt leicht, wenn die deutsche Nationalmannschaft um 22.00 Uhr das Endspiel einer Fußballweltmeisterschaft bestreitet. In diesem Fall geht der Stromverbrauch nicht wie üblich am Abend zurück, sondern steigt wegen der zahlreichen eingeschalteten Fernsehgeräte an. Der Netzbetreiber muss an Fußballabenden eine im Vergleich zum üblichen Lastprofil deutlich erhöhte Strommenge zur Verfügung stellen. Für den Disponenten anspruchsvoller als eine Verbrauchssteigerung während der Fußballübertragung ist die Vorhersage, welcher Spielfilm oder Krimi zahlreiche Menschen an das TV-Gerät lockt. Hohe Zuschauerzahlen bewirken nicht nur einen Mehrverbrauch durch die Fernsehgeräte, sondern sind auch mit mehr eingeschalteten Lampen verbunden.